Mit dem Bogenschießen hat es eine besondere Bewandtnis. Der Schuss mit dem Pfeil ist ein Urerlebnis und zieht auch heute immer wieder Menschen in seinen Bann.

Wer sich dieser Erfahrung wieder nähert, wird ihre Zweckfreiheit entdecken.

Der Bogen war ein notwendiges Kulturgut der Vergangenheit: Werkzeug, Waffe.

Wir können uns die Vergangenheit zu Eigen machen, um unserer Zukunft Herr zu bleiben – auch durch Bogenschießen.

Wir wissen nicht genau, wie alt der Bogen ist; Felsbilder aus der Vorzeit bieten sichere Kunde über das Gerät.

Die Menschen der Neusteinzeit vor etwa 10.000 Jahre waren geschickte Jäger und nutzten Bogen, deren Herstellung einen hohen Grad von handwerklichem Geschick und gute technische Kenntnisse der Materialien voraussetzte. ( Ötzi soll 24 verschiedene Holzarten dabei gehabt  haben )

Die Herkunft des leistungsstarken weit tragenden Bogens ist asiatisch. Die Perser erlernten Bogenschießen unter dem Druck der Skythen, einem Reitervolk aus den Steppen Asiens.

 

Die Griechen erlernten es unter dem Druck der Perser, wenn auch widerwillig, um sich wehren zu können. Die Waffe galt als feige.

So auch bei den Germanen, unseren Vorfahren. Sie wollten das Weiße im Auge des Gegners sehen. Sie strebten zum Nahkampf, nur das versprach Ehre und Ruhm.

So blieb denn auch der Bogen bei uns hier als Kriegswaffe lange verpönt. Feigling der, der ihn nutzte. Anders war das bei der Jagd. Der Bogen war lange Zeit die weit tragende Waffe.

 

Nicht überall in Europa brachte man solche Bedenken gegen den Bogen vor.

Den Briten z.B. galt Bogenschießen als Tugend. England begründete im Mittelalter und in der Renaissance seine Macht auf die Zielsicherheit seiner Bogenschützen.

 

Was wird aus alten Waffen, die von der Kriegstechnik überholt worden sind?

Als Erste entdeckten die Engländer wieder den Zauber des Bogens. Sie gründeten Clubs und befassten sich mit Fragen der Schießtechnik und des Materials.

 

 

 

Zudem konnten sie auf die Schießlehre von Roger Asham zurückgreifen. Diese lautet in Kurzform:

 

Gutes Schießen kommt von diesen Dingen:

 

  • Vom Stehen

  • Dem Auflegen des Pfeils

  • Dem Spannen

  • Dem Halten

  • Und dem Abschießen

 

 

 Lucien Davis: Ladies beim Wettkampf

 

Dieser Einteilung folgen die Bogenschützen im Prinzip bis heute.

Dies klingt so einfach. Aber das Schießen mit Pfeil und Bogen ist weit komplizierter, als man glaubt.

Die Frage ist, wie könnte man das Bogenschießen in seiner einfachsten Form definieren?

Es ist das Erlernen eines perfekten Schusses, den es immer wieder in seinem Bewegungsablauf zu wiederholen gilt.

 Bogenschießen ist für den Schützen sowohl Prüfung als auch Ausdruck seiner Selbst.

 Auch es ist ein weiter Weg, bis der Bogenschütze eine geistige positive Grundhaltung aufbaut.

Hierzu ist ausdauerndes Training zur Verbesserung der Schießtechnik und des Ablaufs notwendig.

Und gelingt dann immer häufiger ein meisterlicher Schuss, dann ist das köstlich.

 

Aus der mittelalterlichen Waffe wurde der moderne Recurve-Sportbogen unter dem Einsatz neuer Materialien entwickelt. Diese Entwicklung steht nicht still. Man darf gespannt sein, was nach Alu, Carbon usw. noch Eintritt findet.

Am Beispiel der Fa. Hoyt USA, die etwa seit 1965 den Pro Medalist heraus brachten, kann man die Entwicklung im Laufe von Jahrzehnten gut darstellen.

Im Jahre 1968 kam der neue Pro Medalist mit Mittelstück aus brasilianischem Rosenholz und zwei Schwingstabilisatoren auf den europäischen Markt.

 

Bogenschiessen wurde schon 1900 in das Programm der Olympischen Spiele auf genommen. Dann trat nach 1920 eine Pause ein, die bis 1972 andauerte.

Man benutzte damals noch Langbogen aus natürlichem Material, aber auch zweiteilige Bogen aus Federstahl waren eine Zeit lang üblich. Die ersten moderne Recurvebogen mit Wurfarmen aus Ahorn und Fiberglasauflage, sowie Holzmittelstück mit Schussfenster tauchten 1949 bei der WM in Kopenhagen bei dem Team der USA auf. 

Auf der Olympiade 1972 in München schoß John Williams, der Olympiasieger, bereits den ersten Hoyt Pro Medalist T/D (Take Down) mit Metallmittelstück. Dieser Bogen wurde stetig weiter entwickelt, mit einem System von Stabilisatoren ausgerüstet und war auf den Turnierplätzen einer der meist geschossenen Bogen. Es folgte der T/D3 mit Tiller. Der Heavy Medalist T/D 4Plus war der Nachfolger. Viele weitere Varianten folgten bis heute. Die T/D-Bögen werden auch gerne als Blankbogen geschossen, auch mit speziell gestalteten Mittelteil, welches unten mehr Gewicht hat.

 

John Williams gewann 1972 überlegen die Goldmedaillie

Heute sind durchbrochene Metallmittelstücke in vielen Variationen mit Tiller und genormter Wurfarmaufnahme ILF Standart. Dies hat den Vorteil, dass man die meisten am Markt erhältlichen Fabrikate miteinander kombinieren kann.

 

Der Blankbogen, wie der Name schon sagt, ohne alles, ist der einfache Recurvebogen. Seine Anhängerschaft steigt stetig.

 


 

Ventura, ein Jagdrecurve von Damon Howatt USA

 

 

Eine technische Variante ist der Compoundbogen, mit dem das Maximale an Wurfleistung und Treffsicherheit herausgeholt wird. Dieser Bogen wurde ursprünglich in den USA für die Jagd entwickelt, hat aber heute auch seinen festen Platz auf den Turnierplätzen.

 

Einer der frühen Compound von Fa. Hoyt

 

Björn Bengston 1200                    Challenge von Brownings                         Monarch von Brownings                Ventura von Damon Howatt

Solche Turnier-Bögen, mit Mittelstück gefertigt aus Ebenholz und Rosenholz sind heute eine Rarität und kosteten einstmals (1970), zB. der Björn 940DM in Ebenholz.

Ausgerüstet waren sie mit einem einfachen Schiebevisier, alternativ mit einem Monostabilisator.

Aber auch der Langbogen, ob laminiert und glasbelegt oder aus einem Stück Ahorn oder Eibe, feiert seit den 90er Jahren eine Renaissance und hat wieder viele Anhänger. Dabei geht unser heutiges Sportgerät auf den historischen mittelalterlichen Langbogen zurück.

Earl Hoyt Jun. Sky Trophy

 

Natürlich entstanden auch Organisationen, in denen sich die Bogenschützen der verschiedensten Traditionen zusammenschlossen.

 Der Bogenschütze kann heute wählen, welchem Verband er beitreten will. Aber welcher Anfänger, der sich bei einem Verein oder Club in seiner Nähe einfindet, weil er sich für diesen Sport interessiert, denkt anfangs an Organisation. Dabei sollte er sich schon im Vorfeld ausreichend darüber informieren, welchen Verband der angesprochene Verein oder Club angehört. 

 Es gibt in Deutschland folgende Verbände:

 

  • Deutscher Feldbogen Sportverband e.V. (DFSV) Mitglied der Internationalen Field Archery Association (IFAA) und der Internationalen Bowhunter Organisation (IBO)

Hier sind alle gut aufgehoben, die sich dem Feldschießen verschrieben haben. Im Programm sind Meisterschaften in der Halle, Feld-u. Jagd-Runde, Bowhunter und 3D.

Diesem Verband gehören feldbogensporttreibende Vereine und Einzelschützen an. An den Meisterschaften können Recurve-, Compound- oder Langbogenschützen teilnehmen. Langbogner sind beim DFSV gut aufgehoben.

 

  • Deutscher Bogensport-Verband 1959 e.V. (DBSV) mit Landesverbänden. Ein reiner Verband nur für Bogenschützen aller Disziplinen, entstanden in den neuen Bundesländern, der nach der Wiedervereinigung die gesamtdeutschen Bogenschützen unter einen Hut bringen will. Dieser Verband hat ein vielseitiges Programm und ist somit richtungsweisend. Wettkämpfe sind Halle, FITA in Freien,  Feld- u. Waldrunde, 3D, Bogenlaufen und Liga. Die verschiedenen Altersklassen werden differenziert.

 

  •  Deutscher Schützenbund (DSB) mit den verschiedenen Landesverbänden, in denen auch die Feuerwaffen organisiert sind. 1958 wurde der Bogensport nach FITA - Regeln als Wettkampf in die Satzungen aufgenommen und hat nach anfänglicher zögerlicher Entwicklung bis heute einen enormen Aufschwung erfahren. 

Doppelmitgliedschaft in den Verbänden ist möglich und wird von vielen aktiven Bogenschützen wahrgenommen.

Nicht unerwähnt bleiben soll der

  •  Kyudo–Verband Hessen (KVH) Dieser, das japanische Bogenschiessen betreibende Verband, ist in der European Kyudo Federration organisiert.

 Hierzu fällt uns Herrigels Buch: „ Zen in der Kunst des Bogenschießens“ ein. Als dieser in Japan versuchte, hinter das Geheimnis des dortigen Bogenschießens zu kommen, war aus der einstigen Waffe ein Gegenstand der Zeremonie, der Konzentration, der Disziplin und der Selbstfindung geworden. Zum Gegner wurde man selbst. Die deutschen Kyudoschützen verwenden sehr viel Zeit und Geduld zur Erlernung des komplexen Schießablaufes, den der asymmetrische Bogen erfordert.

Mancher Trainer moderner Bogensportler würde sich davon ein klein wenig für seine Bogenschützen wünschen.

2011 änderte der internationale Dachverband Federation Internationale de Tir a`l`Arc  (FITA)  seinen Namen in World Archery Federation (WA) mit Sitz in Lausanne/CH). Organisiert wurde er 1931 in Lemberg. Dieser Dachverband der Sportbogenschützen organisiert die Weltmeisterschaften  im Freien, Halle, Feld, 3D und die Meisterschaften bei den Olymp. Spielen. Im WA ist der DSB als einziger Mitglied. Zur Teilnahme an der Olympiade führt kein Weg am DSB vorbei.

Die übrigen Verbände organisieren auch ihre eigenen Weltmeisterschaften. Man kann also rein theoretisch mehrfach Weltmeister werden.

In den Staaten gibt es schon seit 1879 die National Archery Association (NAA). 1939 wurde die National Field Archery Assosiation gegründet (NFAA). Dies ging auf das Betreiben von Dr. Saxton Pope und Art Young, zwei berühmte Bogenjäger, zurück. Die Proffessional Archers Association (PAA) wurde 1961 in Michigan gegründet.

Alle Verbände haben natürlich ihre Satzungen und Sportordnung, die man automatisch anerkennt, wenn man den Aufnahmeantrag unterschrieben hat. Die Kenntnis dieser mitunter recht umfangreichen Regelwerke ist für die aktiven Bogenschützen unvermeidlich.

 

Die Kenntnis der Sportordnung ist auch dann von Nöten, wenn man an den Verbandsmeisterschaften nicht teilnimmt und nur offene Turniere, die von den Vereinen ausgerichtet werden, besucht. Denn ohne Regeln geht auch hier nichts, soll es zu keinen Zwischenfällen kommen.

 

Trotzdem: Lasst die Sehnen summen, die Musik in den Ohren der echten Bogner.

Und wenn der Pfeil auch nicht immer ins Zentrum trifft, dem sei gesagt:

 

Nicht nur dass er treffe,

auch dass er fliege ist des Pfeils Lust.

Aber Robin Hood traf wohl immer!