Die Gottesreligionen im Abendland

 

Unser Abendland, so wie wir es heute vorfinden, wurde von Christen geformt. Ist das Ergebnis wirklich so gut? 

Die Kirchenaustritte sollen laut Presseberichten wieder rückläufig sein. Das wundert mich schon, denn wer so einen wichtigen Schritt unterlässt, muss sich das vorher gut überlegen. Den heutigen Kirchen fehlt die Transzendenz. Und warum, will ich hier kurz erklären:

 Die Situation der Religion im Abendland erscheint heute auf Grund der vorangegangenen Entwicklung wie folgt:

 In der Renaissance hatte das Christentum die Chance versäumt, bei der Besinnung auf die griechischen Wurzeln des Abendlandes die platonische Richtung der Antike (Seelenwanderung, Läuterung und Erlösung) wieder zu beleben. Mit Dionysius Areopagiota (dem Namenlosen) und Plotin (dem Neuplatoniker) wurden der mittelalterlichen Mystik wesentliche Fundamente geliefert. Stattdessen verfiel man der aristotelischen Weltgläubigkeit. Die ganze mittelalterliche Welt zehrte von ihm.

 

Dadurch bedeutete Renaissance Verdunklung der Transzendenz und einseitige Ausrichtung auf die Diesseitigkeit und damit Materieglauben. Mehr Haben als Sein, wie sich Erich Fromm ausdrückt.

Die Weltgläubigkeit war schon der Untergang der griechischen Kultur. Mit der Übernahme in unsere Denkweise war das Chaos vorprogrammiert.

 

Die Reformation wollte offenkundige Missstände der Katholischen Kirche beseitigen, da sie Früchte der falschen Renaissance bildeten.

Einige sekundäre Mängel der Religion im Abendland wurden beseitigt. Dabei schütteten die reformfreudigen Menschen das Kind mit dem Bade aus, indem sie die Religion im Grund selbst beseitigten: Statt Ablasshandel Dreißigjähriger Krieg und Spaltung der Christenheit.

Angelus Silesius, der Sohn eines lutherischen Arztes, konvertierte am 12.6.1653  zum Katholizismus. (Cherubischer Wandersmann)

 

Als Gründe gab er vor allem drei an, mit denen der Protestantismus die Basis der christlichen Nachfolge verlassen habe:

 

  1. Die Aufhebung der Klöster verhindere das spirituelle Läuterungsleben.
  2. Die Verachtung der Heiligen lasse die großen religiösen Vorbilder vergessen.
  3. Und die Lehre, die allein durch den Glauben, nicht durch gute Werke der Tugend gerechtfertigt werde, führe zur Gleichgültigkeit im Wandel.

 

Nach einer falschen Renaissance und einer verflachenden Reformation setzte sich die Verfallsgeschichte christlicher Religiosität nur weiter fort.

Die zaghaften Ansätze einer evangelischen Mystik endeten im leeren Formalismus.

Die Versuche einer existentiellen Besinnung durch Kierkegaard wurden so gründlich verbogen, dass sie nichts als Geschichte blieben.

Also zurück zum Katholizismus? Und darin die mystische Richtung beherzigen?

 

Dann lieber Rückbesinnung auf Jesus und die Nächstenliebe, die er uns vorgelebt hatte. Er kannte nur ein Ziel: Zurück in die himmlische Welt von wo er gekommen war. Er kannte nicht das Gesetz von der Bedingten Entstehung. Sonst hätte er diesen Weg nicht eingeschlagen.

Aber Jesus hatte nur drei Jahre Zeit zu lehren, während Buddha fünfundvierzig Jahre lehrte. Kaum war im fernen Palästina ein Licht aufgegangen, da verlosch es auch schon wieder. Ja, seine engsten Jünger verstanden ihn oft nicht.

Es gibt so viele Sekten, vielleicht kann man hier finden. Das muss jeder selbst entscheiden, wenn er kritikfähig ist.

 Da bietet sich heute die bessere Alternative:

Buddha hatte in diesen 45 Jahren seiner Lehrtätigkeit 12500 Jünger, die, wie er, die vollkommene Erleuchtung erlangten und auch fähig waren den Erleuchtungsweg weiterzugeben. Hier liegt die größere Dimension. Meditation und damit Transzendenz, gehört zur buddh. Praxis.

 

Eine christliche Religion ohne Mystiker ist lückenhaft, ohne Jenseitserfahrung. Dabei brauchen wir diese zur Erhellung unserer Existenz. Die christliche Mystik begann bei den Wüstenvätern des Ostens und erreichte ihren Höhepunkt in den Klöstern der aufblühenden Orden.

Aber dieser Weg wurde von den Kirchen nicht erwünscht. Es bedeutet Machtverlust, wenn jeder auf eigene Faust sein Seelenheil sucht und findet. Die christlichen Kirchen haben sich immer mehr von Frömmigkeit und Spiritualität entfernt. Die Einsiedeleien und Zellen stehen heute leer.

 

Wer jedoch bei Gelegenheit einmal im Freiburger Münster innehält, verweilt, sich hingibt, wenn die Orgel ertönt, kann noch etwas von früherer Frömmigkeit spüren und was die Alten einst bewegte. Vielleicht wird er dann ein paar heiße Tränen vergießen über das Verlorene und vielleicht wird ihn dann eine tiefe Sehnsucht nach Erkenntnis überkommen. Noch ist es nicht zu spät. Die Lehre des Buddha bietet alles was in christlicher Tradition unerklärt bleibt und führt zum dauerhaften inneren Frieden.

 Anmerkung:

Bietet die abendländliche Philosophie die Antworten? Wer suchet, wird schon finden. Aber er wird auch feststellen müssen, dass hier eine Theorie die andere ablöst. Kant und Schopenhauer: Sie können uns die Augen öffnen für dunkle Tiefe. Erhellen kann man sie nur selbst.

 

(Wissen + Wandel, Wikipedia, Helmut Hecker, Palikanon)